| Einmal Shanghai und zurück |
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Sonntag, 25. August 2013
拐骗 oder erste deutsch-chinesische Bande
china girl, 12:33h
Nach Überwindung des ersten Jetlags machten wir uns am zweiten Tag nach unserer Anreise auf den Weg, die touristischen Orte der Stadt zu erkunden. Auf dem Programm standen vor allem The Bund in Puxi und Yuyuan Garden, eine grüne Insel inmitten der geschäftigen Stadt. (Wenn hier von Puxi gesprochen wird, sind die Stadtviertel westlich des Huangpu-Flusses gemeint, während Pudong die östliche Seite bezeichnet, die die neueren Stadtviertel Shanghais umfasst.)
Aussicht auf Lujiazui in Pudong von The Bund aus ![]() Die erste Gelegenheit, mein erlerntes Chinesisch auszuprobieren, bekam ich auf dem den Garten umgebenden Markt. Bei dem Versuch, ein Knäuel Wolle zu erstehen, lachte mich ein kleines Mädchen von vielleicht sieben Jahren jedoch so lauthals aus, dass ich freiwillig die Flucht ergriff. Meine Frustration darüber hielt aber nicht lange an, da die Schlussfolgerung nahe lag, dass das Einkaufen kleiner Mengen hier wohl ungewöhnlich sei. Immerhin hatte ich mich ja erfolgreich verständlich gemacht! Yuyuan Garden ![]() Nachdem wir uns drei Stunden lang durch die schwelgende Hitze der Stadt gewälzt hatten, erschien uns ein Stück schattige Mauer an einer vierspurigen Kreuzung als rettende Oase. Doch auch vor dieser, so mussten wir feststellen, machte die feucht-schwüle Wärme der Stadt nicht halt, und wir entschlossen, zurück in die angenehm klimatisierte Wohnung zu fahren. Bevor wir die erste Kreuzung überqueren konnten, wurden wir von drei Chinesen angesprochen und gebeten, ein Foto von ihnen zu machen. Sie sprachen ein ungewöhnlich gutes Englisch, bedankten sich freundlich und kamen mit uns ins Gespräch. Die drei seien zu Besuch in Shanghai und studierten in einer Stadt im Norden Chinas. Ihr Freund habe ihnen den Besuch eines Teefestes, das von einer chinesischen Minderheitengruppe einmal im Jahr veranstaltet werde und in der Nähe stattfinde, empfohlen. Nach kurzer Überlegung luden sie uns dazu ein. Sie führten uns zu einer kleinen Teestube um die Ecke, in der wir einen eigenen Raum zugewiesen bekamen. Ein junges, traditionell gekleidetes Mädchen führte uns die Rituale des Teekochens und -trinkens vor, die weitaus komplexer sind, als einen Teebeutel acht Minuten lang in heißes Wasser zu halten, und häufig symbolische Bedeutung haben. Dies alles wurde uns ausführlich und humorvoll von unseren neuen chinesischen Freunden erläutert. Wir fühlten uns sehr freundlich aufgenommen und genossen die Teezeremonie in der klimatisierten Stube. Als sie dem Ende zuging, waren wir fast ein wenig traurig. Wir tauschten mit den dreien Email-Adressen aus und machten uns an die Bezahlung der Rechnung von 700 Yuan. Mir kam der Betrag von fast 100 € für die Verkostung von wenigen Schnapsgläsern Tee recht hoch vor, unsere Bekanntschaft erklärte uns aber recht ausführlich, wie dieser Betrag zu Stande komme. Als wir 700 Yuan bezahlt hatten, wurde uns mitgeteilt, dass das nur die Kosten für einen von uns beiden decke! Die Situation wurde unangenehm, ich hatte Zweifel an der Höhe des Betrages, andererseits hatten die drei uns so freundlich empfangen und selbst so viel gezahlt, dass mir mein Widerstand plötzlich sehr unhöflich erschien. Wir verließen gemeinsam die Teestube, die drei begleiteten uns zur nächsten Kreuzung, gaben uns noch ein paar Tipps und machten sich auf den Weg zu ihrem Freund. Als wir weiter Richtung U-Bahn liefen, nahm das Gefühl, das ich in der Teestube schon gehabt hatte, immer mehr Raum ein, nämlich - ihr könnt es euch schon denken - dass wir Opfer von Trickbetrügern geworden waren. Man hatte von solchen Gaunereien ja schon im Fernsehen gehört und sich immer gefragt, wie Leute auf solche Schwindler hereinfallen konnten. Die drei hatten uns einfach im richtigen Moment erwischt! - Kaum zu Hause angekommen, recherchierten wir den Vorfall im Internet - und siehe da, in vielen Formen berichteten Reisende über den Shanghai Tea Scam! - Natürlich haben wir nie eine Email von den dreien erhalten... ... comment
carmen78,
Montag, 26. August 2013, 00:30
scheiße....reingelegt. Naja, hauptsache euch ist nix passiert! :-)
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sis_e,
Dienstag, 27. August 2013, 17:43
OMG
ui, das war ja eine fiese Masche! Aber Carmen hat recht, Geld ist nur ein kleines Übel, gut, dass sie euch nichts angetan haben in dem "privaten" Teeraum!! Miss u!
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drosophila,
Samstag, 31. August 2013, 22:05
aber eines muss man ihnen lassen - das hatte schon Stil irgendwie ;)
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china girl,
Sonntag, 1. September 2013, 01:17
Auf jeden Fall! Deshalb haben wir uns auch nur sehr kurz schlecht gefühlt. Die Geschichte gab vielmehr Stoff für weitere Witze, die uns eine Woche lang gut unterhalten haben - und bis jetzt war das sicherlich das Eindrücklichste, was ich hier bis jetzt erlebt habe. (Unglaublich, wie sich das eigentlich "Schlechte", das einem so widerfährt, tiefere Spuren hinterlässt als das so Gute! Man sollte an dieser Stelle auch einmal betonen, wie unglaublich freundlich und hilfsbereit viele Leute hier sind!)
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Letzte Aktualisierung: 2015.08.12, 02:06 status
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