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Freitag, 3. Januar 2014
서울 The Seoul of Asia
china girl, 18:15h
Nach zehn wundervollen, aber viel zu schnell vergangenen Tagen in Südkorea fällt mir wieder die schwierige Aufgabe zu, euch meine Erlebnisse und Entdeckungen in Asien in einem unterhaltsamen Blogeintrag zusammenzufassen. Seid nicht enttäuscht, wenn ich weniger die Sehenswürdigkeiten beschreibe als euch mein neu gewonnenes Insiderwissen über Land und Leute präsentiere und dabei hoffe, kein allzu krasses Schwarz-Weiß-Bild zu entwerfen, denn natürlich sind meine Eindrücke sehr subjektiv und nicht so verallgemeinerbar, wie es an der einen oder anderen Stelle scheinen wird. Und nun, GO!
![]() Der Gyeongbokgung-Palast in Seoul Bereits bei der Ankunft in Seoul fiel mir auf, dass die Menschen in Korea uns ähnlicher zu sein scheinen als die Chinesen, weil sich beim Betreten der U-Bahn niemand an uns gewaltsam vorbeischob und ohne Rücksicht auf Verluste auf einen Sitzplatz zustürmte. Die Kleidung der Leute sah weniger nach Fake Market aus und fast alle hielten ein Samsung-Handy in der Hand, was bitte nicht darüber hinwegtäuschen soll, dass Chinesen wie Koreaner immer an ihren Bildschirmen kleben. Auch die Taxifahrt fühlte sich nicht wie der letzte Gang zum Schafott an, weil es in Seoul Verkehrsregeln gibt, an die man sich anscheinend auch zu halten versucht. - Ich war zu Gast bei einer Industrienation, die abgesehen von der einen oder anderen Windböe aus Shanghai ungemein frischere Luft atmet, weil sie wie wir in China produziert, - und etwas besondere Vorlieben hat. ![]() Hmmm, koreanische Pfannkuchen Aber lasst mich zunächst kurz von unseren fantastischen Gastgebern berichten. Es beherbergten uns J-B [Schibeh], ein alter Freund von Vincent, und Esther, seine koreanische Freundin, die all ihr langjähriges Wissen über Korea mit uns teilten. Ein wenig neidisch war ich sicherlich auf die kanalisationsgeruchsfreie Wohnung, in der kontinuierlich heißes Wasser aus den Leitungen strömte und die wie in Korea üblich mit einer Fußbodenheizung und dichten Fenstern ausgestattet war. Dafür fehlte mir an manchen Tagen, wenn die Temperaturen deutlich unter null Grad Celsius sanken, der Drang, nach draußen zu gehen. Ein paar Zeugnisse von unseren Kurzausflügen könnt ihr dennoch hier und im Bildordner bewundern. ![]() Blick auf Seoul von der militärisch bewachten Stadtmauer aus Nun, was hatten die beiden uns so zu berichten? Zum Beispiel von der koreanischen Liebe zum Soju, einem Schnaps, der fast täglich von der Bevölkerung konsumiert wird und dessen Verzehr in Vorstellungsgesprächen sogar als Einstellungskriterium dient: Umso mehr Soju man trinken kann, desto wahrscheinlicher ist es, dass man den Job bekommt. Natürlich bleibt dies, wenn ich alles richtig verstanden habe, zunächst auf der theoretischen Ebene, und niemand muss sich beim Einstellungsgespräch wirklich betrinken. Tatsächlich aber wiegt am Abend der Geruch des beliebten Getränks schwer auf den Fahrgästen der U-Bahn, und das einzige Gegenmittel ist es, sich selbst ein paar Gläschen zu genehmigen. ![]() Der Deoksugung-Palast - Kontrast zwischen Tradition und Moderne Ganz anders als das Essen in China ist die koreanische Küche: Neben gekochten Schweinefüßen, Blutwurst, Eingeweiden und Fleischgerichten jeder Art gibt es Fisch in allen möglichen Formen, der gerne lebend zubereitet wird, sodass er frisch auf den Teller kommt. Hierfür wird auf dem Markt auch einmal ein Fisch vor den Augen des Käufers hingerichtet. Zu den leckereren Gerichten, die ich als Fischverschmäherin probieren durfte, gehörten die salzigen koreanischen Pfannkuchen, die in unendlichen Variationen auf den Tisch gezaubert werden. Etwas überraschend präsentierte sich mir die Obsession der Koreaner mit Kimchi, einer Art fermentiertem Gemüse, das wie eine Suppe zu jeder Mahlzeit gereicht und bei Bedarf nachgefüllt wird. So beliebt sind Kimchi, dass jedes koreanische Kind das populäre Kinderlied über die Liebe zu dem Gemüse singen kann und auf Fotos statt "Cheese" "Kimchi" in die Kamera gelächelt wird. Und wenn die Kohlernte in Korea, wie vor ein paar Jahren einmal, schlecht ausfällt, dann können die Preise schon auf zehn Euro pro Kopf steigen, was den Koreaner natürlich nicht vom Verzehr seiner Lieblingsspeise abhält, sondern ihn sämtliche Importmöglichkeiten abwägen lässt. ![]() Kimchifässer in Gyeongju im Südosten Koreas Eine weitere Entdeckung ist die Beliebtheit der plastischen Chirurgie. Vorher-Nachher-Bilder finden sich auf Plakaten in der U-Bahn und auf Bussen, wobei nicht immer klar ist, dass das Nachher auch wirklich die bessere Variante darstellt. Esther ließ im Rahmen ihres Weihnachtsgeschenkes eine revitalisierende Lasergesichtsbehandlung über sich ergehen, um dabei festzustellen, dass die Laserstrahlen schlecht auf ihre Zahnfüllungen reagierten und sie diese Elektroschockbehandlung nicht wiederholen würde. Am Ende landeten aber auch wir mit einer in einem der zahlreichen Kosmetiksalons erworbenen Gesichtsmaske auf J-B's Couch und versuchten, den unserer Haut in der Silvesternacht bei Barbecue und Karaoke mit Soju zugefügten Schaden wiedergutzumachen. ![]() Die Silla-Königsgräber in Gyeongju - hier keine Metapher Nicht zu bereinigen sind sicherlich die Schäden, die den Kindern in Korea zugefügt werden. Wer hätte gedacht, dass die Schulzeit noch anstrengender sein könnte als in China, wo Kinder bis in den frühen Abend hinein Nachhilfeunterricht nehmen? Tatsächlich wurde in Korea erst kürzlich ein Gesetz verabschiedet, in dessen Rahmen verboten wird, dass Kinder nach 12 (bzw. 10) Uhr nachts (da waren sich die Gastgeber nicht ganz sicher) weiter Unterrichtsangebote wahrnehmen. Das Konzept Freizeit kann dann nur noch in Träumen existieren. Es sei dahingestellt, dass das vielleicht den übermäßigen Alkoholkonsum in Korea erklärt. ![]() Gasmasken in U-Bahnhöfen von Seoul Trotz der vielen Unterschiede zu China konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass asiatische Megastädte sehr ähnlich aussehen: ein paar alte, traditionelle Gebäude, der Rest ein Meer aus Beton. Auch die Paläste und Tempel gleichen sich in ihrer Schönheit innerhalb des jeweiligen Landes. In einem Punkt jedoch konnte Seoul mich verwundern: Anders als in China, wo jeder Rucksack vor dem Betreten der U-Bahn durch einen Detektor läuft, scheint die Polizei dort immer und überall präsent zu sein, und damit sind nicht nur einzelne Polizisten, sondern ganze Ansammlungen von ihnen gemeint. Man fühlt, dieses Land ist immer noch im Krieg. STOP! ![]() Nicht das schönste Bild, aber Realität - die Omnipräsenz der Polizei in Seoul Nur ansatzweise nachvollziehbar bleiben für mich die anklingenden Vorurteile der Koreaner gegenüber den Chinesen. Wundersamerweise scheint mir das Leben in der Zivilisation physisch wenig gut getan zu haben, denn das "gesunde" (und stark gechlorte) Wasser in Korea hat meine Neurodermitis zum Erblühen gebracht. Vielleicht tat der Soju auch sein Übriges. Aber warum sich beschweren, wenn ich nun wieder meine empfindliche Haut mit dem mit Metallen angereicherten Wasserstrom in China reinigen kann - und schon jetzt die wundervollen Gastgeber vermisse, die diesem Urlaub so sehr zum Gelingen verholfen haben! ![]() Und die Hauptdarsteller waren... Auch wenn ich euch weder von unserem Zusammentreffen mit Shou Xing noch von unserem Ausflug nach Gyeongju berichtet habe, bei dem ich mit einem klitzekleinen Stein einen verwunschenen Turm fast zum Einstürzen brachte, um ihn dann doch noch glücklich zu platzieren, wünsche ich euch allen nun ein frohes neues Jahr! ... link (4 Kommentare) ... comment ... older stories
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Letzte Aktualisierung: 2015.08.12, 02:06 status
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