Einmal Shanghai und zurück
Mittwoch, 18. Dezember 2013
Weihnachten für Anfänger
Als letzte Hinterbliebene meiner Art in Shanghai widme ich mich ohne viel Ablenkung einmal wieder einem kulturell bereichernden Blogeintrag. Ich kann euch berichten, dass auch hier ein wenig weihnachtliche Stimmung Einzug gehalten hat. Bestaunt nur diese kunstvolle Dekoration, die den Chinesen in Entzücken zu versetzen vermag:



Nicht nur einzelne Hochhäuser, nein, sogar ganze Straßenzüge wurden in riesige Leuchtreklamen verwandelt. Leider ließ sich das Lichtspektakel nur sehr schlecht mit der Handykamera einfangen und ihr müsst euch mit deutscher Mängelware zufriedengeben.

Vor dem Pearl Tower

Natürlich feiert hier keiner der mir bekannten Chinesen Weihnachten oder kann überhaupt viel damit anfangen. Die Kunstobjekte aus Plastik allerdings sind mittlerweile fast allen vertraut. Bei Guoguo fand ich ein chinesisches Kinderbuch, in dem atheistischen Zöglingen das relevante Weihnachtsvokabular anhand lustiger Bildchen von Plastiktannenbäumen und Weihnachtssternen vermittelt wird. Das Christkind war auf keiner Seite zu finden.

Dass diese Art der Allgemeinbildung wichtig ist für den weltoffenen Chinesen, zeigt ein Beispiel aus der Schule. Laut Augenzeugenberichten wurde der riesige Plastikbaum der Schule von Jack, dem Hausmeister, und seinen Leuten letztes Jahr glatt falsch herum aufgestellt, mit der Spitze nach unten. Ob der Baum einer Windböe wohl standgehalten hätte? Den Protesten der Eltern tat er es nicht.


Rätsel: Wo ist das Tannenbäumchen versteckt?

Nach Auskunft meiner chinesischen Freunde hat die Dekorationswut in den letzten Jahren in Shanghai stark zugenommen, sie ist aber wohl kaum den echten Christen in China, die weniger als 4% der Bevölkerung ausmachen, zuzuschreiben. Auch die Chinesen vermuten, dass der Rummel vor allem dem Konsum und den geschäftlichen Beziehungen dienen soll. (Ich frage mich jedoch, welcher Zugezogene sich wirklich über einen importierten Schokonikolaus für 8 Euro freuen kann.)


Und wo sind die Nikoläuse?

Meine letzte Woche verbrachte ich wenig weihnachtlich mit meiner ersten Gastro, die ich mir in einer Garküche eingefangen hatte (ja, manche hatten mich gewarnt), und dem Versuch, eine nette Arbeitskollegin darüber hinwegzutrösten, dass der Lehrerbeirat der Grundschule ihr und der einzigen anderen neuen Kollegin einen Tag vor Beginn der Ferien eröffnen musste, sie seien äußerst unzufrieden mit ihrer Integration und Präsenz an der Schule. Oh je! Ach, und nicht zu vergessen meine erfolglose Suche nach Risottoreis und Linsen, die Bestandteile der beiden Gerichte sind, die ich zum Essen geladenen Gästen auf den Tisch zaubern kann. Ich weiß nicht, welchen Eindruck meine improvisierte Gemüsesuppe auf Lena gemacht hat.

Jetzt genieße ich, auf der Couch sitzend, meine Ferien und freue ich mich riesig auf das Abenteuer Südkorea, das nächste Woche beginnen wird. Es bleibt also spannend! Bis dahin wünsche ich euch ein wenig Geduld und eine besinnliche Weihnachtszeit mit dem unverfälschten Duft von echten Tannenbäumen!

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Letzte Aktualisierung: 2015.08.12, 02:06
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