| Einmal Shanghai und zurück |
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Sonntag, 22. September 2013
Und wie alles kommt, ist doch anders
china girl, 05:13h
大家好 Dàjiā hǎo!
![]() Ich beginne meinen Eintrag einmal wieder mit einem persönlichen Anliegen: Bitte verzeiht es mir, wenn ich eure Emails nicht immer unverzüglich (und manchmal vielleicht gar nicht) beantworte. Sie kommen alle bei mir an! Denn obwohl ich meine Emails nur selten am Computer lesen kann, ist dies aus mir unerfindlichen Gründen auf dem Handy meistens möglich. Auch wenn ich die Inkonsequenz dieses Landes und die Vorzüge eines Smartphones durchaus schätzen gelernt habe, fällt mir das Tippen auf dem Touch Screen noch immer schwer - verständlich für jemanden, der mit dem Zehnfingersystem zu schreiben gelernt hat. (Und ja, ich weiß, ich bin nicht gerade die Verfechterin der deutschen Sprache schlechthin, aber beim Übersetzen der Fachbegriffe aus dem Bereich der Telekommunikation stoßen selbst Linguisten an ihre Grenzen, oder?) Meine Aufgabe ist es deshalb auch diese Woche wieder, euch hier ein wenig von meinen Erlebnissen zu berichten, wobei insbesondere die öffentlichen Verkehrsmittel in China auf dem Programm stehen. Die erste Frage, die ihr stellen werdet, ob man in China Züge schnell und unkompliziert auch online buchen könne, ohne dass ein weiterer Schriftverkehr nötig wäre, in dessen Verlauf Zu- und Absagen sich abwechseln und man dann doch mit einer völlig anderen, wenig komfortablen Alternative abgespeist würde, ist klar zu verneinen, sofern man kein hartnäckiger, mit der Verhandlungskunst vertrauter Chinese ist. Die zweite eurer Fragen, ob man in einem chinesischen Ticketbüro denn Fahrkarten vorbuchen könne, auch, insbesondere dann, wenn man sich nach den angegebenen Öffnungszeiten richtet und nicht länger als eine Freistunde lang Zeit hat, um in der Schlange zu stehen. Als Alternative möchte ich euch heute Folgendes vorstellen: ![]() Man gehe also zu einem Fahrkartenschalter am Bahnhof und warte dort etwa eine Stunde lang, um eine Fahrkarte für den über- (oder überüber-) nächsten Zug zu ergattern. Man bringe bitte ein wenig Einfühlungsvermögen für diejenigen mit, die es doch eiliger haben und sich deshalb von der Seite in die Schlange drängeln müssen - sie meinen es sicher nicht böse, haben aber auch zu wenig Zeit für Erklärungen. An Regentagen wie heute stelle man sich darauf ein, dass alle Züge innerhalb der nächsten drei Stunden ausverkauft sein könnten, oder man buche einen Stehplatz auf dem Gang eines regionalbahnähnlichen Zuges, in dem dem Fahrgast von älteren Mitfahrern ein Stückchen ihres eigenen Sitzplatzes oder eine Zehnerpackung Zahnbürsten zum Sonderpreis angeboten wird :) (In letzterem Falle sei dem europäischen Fahrgast weniger der Kauf von Zahnbürsten oder Würstchen, sondern die Mitnahme von Kopfhörern oder Ohrstöpseln der Stärke 10 nahegelegt.) Dann steht einer entspannten Reise nichts mehr im Wege! ![]() In einer von Marco Polo und vielen Reiseführern überschätzten Wasserstadt wie Suzhou (dem "Venedig des Ostens") sei dem Besucher bei sintflutartigen Regenfällen das Taxi als Transportmittel empfohlen (hier hinkt der Vergleich bereits). Ein wenig Geduld ist hier ratsam, besonders wenn etliche freie Taxis an dem unerwünschten und unverstandenen europäischen Fahrgast vorbeifahren. Ein paar Nette gibt es allemal, die sich dann auch unerhört freuen können, wenn sie den Fahrgast nach achtmaliger Wiederholung des Wortes für Bahnhof endlich verstanden haben. (Und ja, ich VERSUCHE noch immer in Sätzen zu kommunizieren!) Interessant ist für den Chinareisenden sicherlich auch eine Bootsfahrt in Suzhou, wie einem bekannten Reiseführer zu entnehmen. Nach einer HALBEN Rundfahrt mit Blick auf Attraktionen der Stadt, die unbeleuchtete und einfach nachgebaute Stadtmauer auf der einen und das neue Carrefour auf der anderen Seite, beginnt das Unterhaltungsprogramm: Nach Einschalten des Lichtes werden chinesische Liedchen eher treffsicher und Sätze aus dem Suzhouer Dialekt von dem chinesischen Publikum glücklich nachgeträllert, bevor das umfangreiche Werbeprogramm beginnt und noch genügend Zeit besteht, ein paar Bilder von der vorher verpassten Attraktion Stadtmauer zu schießen. ![]() (Die Namenswahl des Reiseführers, frei übersetzt "Einsamer Planet", wird an dieser Stelle zumindest für den Europäer nachvollziehbar.) Mein Auftrag als eure Gesandte ist es natürlich, euch ab und zu auch schöne Geschichten zu überliefern. Heute besonders interessant: Wie heiratet man eigentlich im schönen Suzhou bei strömendem Regen? Die Tradition besagt, dass die Hochzeitsgesellschaft sich auch bei schlechtem Wetter zunächst vor und im Haus der Braut versammle. Die Seite des Bräutigams versuche die Eingangstür zum Vorhof des Hauses aufzubrechen, während die Brautangehörigen mit aller Macht die Festung zu schützen haben. Sollten mehrere Versuche fehlschlagen, hilft nur geballte Gewalt! Nach Eindringen in den Vorhof ist das Haus zu erstürmen und die Braut im obersten Stockwerk aus den Fangen ihrer Familie zu befreien. Sollte dies alles gelingen, sind alle glücklich und die Party kann beginnen! Da ich euch nicht weiter vom Genießen eurer eigenen Freizeit ablenken will, erspare ich mir heute Ausführungen zum chinesischen Mondfest und sende euch feucht-fröhliche Grüße aus dem alten und lieb gewonnenen Shanghai! ![]() ... link (3 Kommentare) ... comment ... older stories
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Letzte Aktualisierung: 2015.08.12, 02:06 status
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